Am ersten Advent in der warmen Stube sitzen und bei Kerzenschein und Gebäck den Beginn der Vorweihnachtszeit genießen. Nichts für uns! Heute war wieder Workingtest-Tag. Da gehört man mit seinem Hund bei Temperaturen knapp über dem Gefrierpunkt den ganzen Tag nach draußen ins Gelände.
Kurzfristig hatte sich ein Startplatz für einen vom HC de Retrievers ausgerichteten Workingtest ergeben. Und so machten wir uns am 30.11.2014 in aller Frühe auf den Weg. Beim Briefing stellte ich dann fest, dass ich der einzige Deutsche der Veranstaltung war. Das kommt davon, wenn man sich so weit ins Landesinnere der Niederlande vorwagt 😉
Ich hatte in der Anfängerklasse gemeldet, wo wir mit insgesamt 27 Gespannen starteten. Kaum war es hell, starteten wir auch schon. Schließlich galt es 5 spannende Aufgaben zu bewältigen, bevor es dunkel wurde.
Die Aufgaben
1. Aufgabe – Markierung und Suche (Ronald van de Hul)
Das Gespann steht vor einem Waldweg. In einiger Entfernung steht der Helfer am rechten Rand des Weges und wirft mit Geräusch ein Dummy nach links in den Wald, der mit Brombeergestrüpp vom Weg abgetrennt ist. Nach Freigabe konnte der Hund geschickt werden.
Zurück ging es mit Fußarbeit in Freifolge versetzt einen kleinen Pfad entlang in dicht bewachsenes Gelände mit Sträuchern, Büschen und Jungbäumen. Auf Stopp des Richters schickte man seinen Hund dann in die Suche.
Penny war natürlich gespannt und beobachtete die erste Markierung ganz genau. Nach der Freigabe flitze sie los und hatte die Entfernung sehr gut eingeschätzt. Genau auf der richtigen Höhe ging sie nach links durch die Brombeersträucher ins Gelände und pickte das Dummy schnell auf.
Wieder zurück ging sie schön an Fuß mit mir den Pfad entlang. Nach dem Stopp blieben wir stehen und ich sendete sie in die Suche. Da wir überhaupt keine Ahnung hatten wo das Stück lag und sich das Gelände wie ein Trichter ausbreitete, war ich gespannt. Aber Penny arbeitete sich durch und fand recht zügig das Stück.
Ich war sehr zufrieden. Der Richter offensichtlich auch – 19 Punkte.
2. Aufgabe – Treiben mit Markierungen als Team (Karel van Loo)
Zwei Gespanne stehen mit Blick auf ein Feld mit hohem Wildbewuchs. Drei Treiber gehen von den Gespannen weg mit Treibgeräuschen. Es fallen zwei Schüsse und zwei Stücke. Nach der Freigabe sollte der erste Hund ein Stück holen. Wieder zurück gab es für den zweiten Hund die Freigabe, um ein Stück zu holen.
Das Treiben war für Penny sehr interessant und bereits nach dem ersten Schuss konnte sie die Arbeit kaum erwarten. Der andere Hund arbeitete jedoch zuerst. Dann gab es die Freigabe für uns. Penny ging zügig raus und setzte auch mit der Suche ein.
Tja, Gründe gab es viele. Durch unglückliche Umstände nicht als erster gestartet, Ablenkung durch laute Helfer und Spaziergänger, viele alte Fallstellen. Na ja, Fakt ist, Penny hat zwar gesucht, war aber scheinbar so aufgeregt, dass sie etwas unkonzentriert war. Und so dauerte es eine gefühlte Ewigkeit, bis sie endlich mit dem Stück kam. Leider hatte sie nicht so gut gearbeitet wie gedacht.
Eigentlich eine sehr interessante und machbare Aufgabe; hier fehlt es einfach an Erfahrung. Erst ein halbes Jahr in der A-Klasse sei es ihr gegönnt 🙂
Hier war ich unzufrieden. Der Richter auch – 6 Punkte
3. Aufgabe – Walk-up mit Verleitung und Markierung (Mart van de Wiel)
Das Gespann geht einen Walk-up, dann kommt mit Geräusch eine Markierung von rechts auf den Laufweg. Das Gespann geht weiter und bleibt einige Meter später stehen. Der Hund bleibt sitzen und der Hundeführer geht die Markierung holen. Wieder beim Hund in Grundstellung fällt ein Schuss und in verlängerter Linie fällt nahe beim Mais eine Markierung. Der Hund kann, sobald das Dummy liegt, geschickt werden, über die alte Fallstelle der Verleitung.
Die Fußarbeit mit Penny hat sehr gut funktioniert. Einmal mit „Fuß“ angesetzt, blieb sie an meinem Bein. Die Verleitung hat sie wahrgenommen und blieb ohne weitere Korrektur bei mir. Am Stopp-Punkt angekommen blieb ich stehen, Penny setzte sich. Ohne weiteres Kommando ging ich dann die Verleitung holen, während Penny geduldig wartete.
Dann kam der Schuss und die Markierung fiel. Als das Dummy lag schickte ich sie und sie ging problemlos über die alte Fallstelle, nahm das Dummy schnell auf und kam wieder zurück.
Für mich perfekt. Für den Richter auch – 20 Punkte
4. Aufgabe – Markierungen in schwerem Gelände (Sytze de Jong)
Das Gespann steht auf einem Wiesenweg und schaut genau auf den Helfer. Ohne viel Tamtam fliegt das erste Dummy vom Wiesenweg runter nach links auf ein Feld, welches nur durch Brombeersträucher zu erreichen ist. Nach dem Apport fliegt auf gleiche Weise nach rechts ein Dummy in den Wald, durch dichtes Buschwerk. Hier war nur der Beginn der Flugbahn zu erkennen.
Das erste Dummy hat Penny sehr gut markiert. Nach dem Senden ging sie auf richtiger Höhe durch die Brombeersträucher aufs Feld, pickte schnell und kam auf gleichem Weg wieder zurück. Dann flog das zweite Dummy nach rechts in den Wald. Auch hier ging sie auf richtiger Höhe durch das Buschwerk in den Wald. Ich konnte nur noch erkennen, dass sie direkt die Nase runter nahm. Und schon kam vom Helfer das Handzeichen, dass sie gefunden hatte. Schnell war sie wieder zurück und ich nahm auch das zweite Stück mit einer sauberen Abgabe in Empfang.
Auch das für mich perfekt. Für den Richter auch – 20 Punkte
5. Aufgabe – Unterschiedliche Markierungen auf Strecke (Ed Meijer)
Hier stand das Gespann genau auf der Ecke von einem Maisfeld, welches an beiden Kanten abgemäht war. Die Markierungen lagen in einem spitzen Winkel zueinander. Zunächst wurde links mit Geräusch eine Markierung aus dem Mais heraus (versteckter Helfer) auf den Maisacker geworfen. Nach dem Liegen des Stücks konnte es gearbeitet werden. Die Gleichförmigkeit des Geländes ohne Anhaltspunkt und die Strecke machten das Markieren schwer.
Danach fällt mit Schuss eine zweite Markierung rechts vom Maisfeld. Diese wurde vom Helfer vom rechten Wegrand in Richtung Mais geworfen, blieb jedoch dazwischen auf dem Maisacker liegen. Auch hier war alles recht gleichförmig und die Entfernung groß.
Als die erste Markierung lag, schickte ich Penny und sie hatte sehr gut markiert. Schneller Pick, schnell zurück, saubere Abgabe. Dann eingedreht zur zweiten Markierung. Nach dem Schuss flog das Dummy, dann schickte ich sie. Die Entfernung hatte sie zwar gut eingeschätzt, jedoch ging sie etwas links am Dummy vorbei. Sie kam zurück und setzte selbständig mit der Feinsuche fort. Dabei ging sie auch kurz in den Mais aber schnell war ihr klar, dass es auf dem Acker liegen muss.
Hier wollte ich ihr helfen und hab in der Nähe der Fallstelle den Suchenpfiff gesetzt. Dann suchte sie intensiver und nochmal in der Nähe gab es von mir den zweiten Suchenpfiff zur Bestätigung, dass sie richtig ist. Und dann hatte sie das Dummy auch schon, kam schnell zurück und gab das Dummy auch sauber ab.
Die erste Markierung perfekt, die zweite mit kleiner Hilfe aber wie ich fand sehr gut gearbeitet. Ich war sehr zufrieden. Der Richter auch – 17 Punkte
Fazit
Bis auf die eine Aufgabe bei Karel arbeitete Penny sehr gut und ich war hochzufrieden. Trotz dem Ausfall mit 6 Punkten konnten wir noch 82 Gesamtpunkte und damit den 7. Platz erreichen.
Was mir besonders gut gefallen hat war, dass Penny wieder sehr gut selbständig gearbeitet hat. Nur bei einer Aufgabe habe ich sie mit Suchenpfiff unterstützt. Ansonsten kannte sie ihre Aufgaben genau und hat sie auch wunderbar gelöst.
Nach nur 6 Monaten in der A-Klasse zeigt Penny permanent sehr gute Leistungen. Von daher war dieser Workingtest ein gelungener Saison-Abschluss und ich hoffe, dass wir das in der nächsten Saison festigen können. Schließlich fehlt uns noch einiges an Erfahrung, die wir nur durch Routine bekommen können.
Danke
An dieser Stelle ein Dankeschön an die Organisatoren, vielen Helfer und Richter. Ein schönes Gelände, mit vielen anspruchsvollen Ecken und interessante Aufgaben. Und auch die Mitstreiter waren mir als einzigen Deutschen wohlgesonnen. Und trotz der Sprachbarriere ergab sich mancher netter Plausch. Mit Öcher Platt, ein paar Brocken Niederländisch und eingestreutem Englisch kommt man manchmal ungeahnt weit 😉
Gerne kommen wir wieder. Denn wir sind gespannt, wie es das nächste Mal ausgeht, wenn wir keinen 6er einfahren 😀
PS … Penny war der einzige braune Labrador und bekam für ihre Arbeit von vielen Seiten Anerkennung. Selbst nahm sie das alles (wie gewohnt) ganz entspannt auf 🙂