Geländeübergänge

Geländeübergänge beim Dummytraining werden oftmals unterschätzt. Oft funktioniert es irgendwie und wenn nicht, wird „gefrickelt“, bis der Hund den Übergang annimmt. Hier beschäftigen wir uns etwas intensiver mit Geländeübergängen und wie man diese am besten ins Training einbaut.

Was sind Geländeübergänge?

Grundsätzlich gibt es zwei Arten, zwischen denen wir unterscheiden sollten. Das eine sind die „harten“ Übergänge in Form von Hindernissen, wie Gräben, Bäche, Zäune, etc. Hier muss der Hund ein Hindernis aktiv überwinden. Das andere sind die „weichen“ Übergänge. Hiermit sind die sich ändernden Untergründe und Geländeformen gemeint. Das können sehr subtile Untergrundwechsel sein, wie zum Beispiel Schatten. Oder es sind die üblichen, die fast überall vorkommen, wie tatsächliche Untergrundwechsel von einem Weg auf Waldboden oder von der Wiese auf das Feld.

Aber es gibt auch bei den „weichen“ Übergängen harte Wechsel. Das kann zum Beispiel der Wechsel von Dunkel nach Hell oder umgekehrt bedeuten, wenn man seinen Hund beispielsweise von einer größeren Lichtung in den Wald schickt. Oder aber die Schwere des Geländes ändert sich, wenn es von einer flachen Wiese in ein Dickicht geht oder einen steilen Abhang hinauf oder hinunter. Gerade wenn es von einem relativ leichten Gelände in ein schwereres geht, wie bspw. eine Dickung, kann das wie eine Grenze wirken und den Hund verunsichern.

Im richtigen Leben kommen Geländeübergänge fast überall vor und oft auch in Kombination. Den Hund vom Weg aus über einen kleinen Abflussgraben über eine Wiese in eine Böschung zu schicken ist eher normal als selten.

Auswirkungen auf den Hund

Oft werden Geländeübergänge nicht wahrgenommen. Für uns als Menschen sind sie selbstverständlich und für den Hund ja eigentlich auch. Schließlich gehen wir zusammen über eine Straße, in den Zimmern gibt es unterschiedliche Bodenbeläge und wir gehen auch schon mal vom Feldweg auf die Wiese. Und so selbstverständlich sollte es auch sein. Wichtig hierbei ist, dass der Hund bereits als Welpe viele unterschiedliche Untergründe kennenlernen sollte. Dann fällt es ihm auch leichter, diese anzunehmen.

Beim Dummytraining sieht es allerdings etwas anders aus. Hier geht es nicht darum, dass man mit Herrchen oder Frauchen vom Weg auf die Wiese spaziert, sondern hier muss der Hund eigenverantwortlich, möglichst in gerader Linie, zum Dummy und wieder zurück. Unabhängig davon, was ihn an Geländeübergängen erwartet. Der Hund kann einen Übergang als Grenze wahrnehmen. Manche Hunde verunsichert bereits ein harter Schlagschatten, während andere erst vor einer Dickung ins Stocken geraten. Umso wichtiger ist es, dass der Hund die verschiedensten Übergänge kennenlernt und auch lernt, diese zu überwinden.

Vorbereitung

Im Alltag lernt der Hund ja quasi automatisch verschiedene Geländeübergänge kennen. Diese sind meist jedoch einfacher Art und oft nicht mit dem zu vergleichen, was den Hund im Gelände während des Dummytrainings erwartet. Wer läuft im Alltag schon durch einen Wassergraben oder klettert über Baumstämme.

Genau das sollte man aber als Vorbereitung tun. Geh mit Deinem Hund durch Gelände. Und zwar zusammen! Damit lernt der Hund, dass man durch das Gelände gehen kann und wird auch in Zukunft darauf vertrauen. Gehe auch zusammen mit Deinem Hund durch ungewöhnliches Gelände. Geht durch einen Bach, geht in ein Dickicht, klettert über Baumstämme, lauft über ein Stoppelfeld. Je mehr der Hund kennenlernt, umso weniger wird er verunsichert sein, wenn er an solche natürliche Grenzen stößt.

Beginn mit dem Training

Beginne sehr einfach. Auch wenn es Dir zu einfach vorkommt, beginne mit den einfachsten Dingen und steigere Dich langsam. So findest Du heraus, ob Dein Hund sicher ist und ab wann er unsicher wird.

Achte zu Beginn auf einige Dinge:

  • Stehe im 90° Winkel zum Geländeübergang
  • Stehe direkt vor dem Geländeübergang
  • Halte die Entfernung zum Dummy gering
  • Beginne nur mit einem Übergang
  • Beide Gelände sollten einfach sein
  • Starte nicht mit einem Hindernis

Wenn das gut klappt, kannst Du den Schwierigkeitsgrad langsam erhöhen. Es gibt genügend Schrauben an denen Du drehen kannst, um Variationen zu erreichen.

Hier mögliche Steigerungen:

  • Erhöhe die Entfernung zum Dummy
  • Starte tiefer im Gelände, damit der Hund über beide Untergründe laufen muss
  • Variiere auch hier mit den Entfernungen
  • Nutze mehrere einfache Geländeübergänge
  • Mische leichtes und schweres Gelände (bspw. Wiese und Maisfeld)

Gerade wenn es in schweres Gelände geht, was eine starke natürliche Grenze darstellt, solltet Ihr das explizit trainieren. Ein Beispiel: Bei einem Workingtest habe ging der Retrieve über einen Hohlweg in ein Dickicht. Die meisten Hunde haben das Gelände nicht angenommen und haben vor dem Dickicht gestoppt. Sie waren verunsichert und sind dann an der Grenze zum Dickicht hin und her gelaufen, statt einfach in das Dickicht zu gehen. Bei einigen habe ich nachgefragt und festgestellt, dass nicht im Wald trainiert wurde und dass ihr Hund junge Dickungen oder Gebüsch gar nicht kannte. Kein Wunder, dass das dann schief gelaufen ist.

Schräg rüber

Die Grundlagen der Geländeübergänge, auch bei schwierigeren Situationen, sollte sicher sitzen, bevor man den Hund schräg schickt. Alles was oben beschrieben ist, sollte immer im rechten Winkel gearbeitet werden. Natürlich ist das nicht immer möglich und kleinere Abweichungen sind auch kein Problem. Aber das gezielte schräge Schicken, was dann auch sehr kleine Winkel sein können, sollte erst dann trainiert werden, wenn die Grundlagen sicher beherrscht werden.

Wenn Du mit dem Training hierzu beginnst, solltest Du auf folgende Dinge achten:

  • Beginne wieder mit einfachen Randbedingungen (s.o.)
  • Verkleinere den Winkel Stück für Stück
  • Achte auf die Fußstellung!

So praktisch es ist zu Beginn oder zum Linientraining die natürlichen Grenzen von Geländeübergängen zu nutzen (bspw. an der Kante von zwei Feldern entlang), so schädlich ist das beim Winkeltraining. Schließlich soll der Hund ja nicht an der Kante entlang, sondern drüber. Und das in möglichst engem Winkel. Das Winkeltraining ist also nicht zu unterschätzen. Deswegen sollten alle anderen Rahmenbedingungen wieder einfach gehalten werden, um sich nur auf die Winkel konzentrieren zu können. Wenn das schräge Schicken dann sitzt, können die Randbedingungen auch wieder schwieriger werden. Ziel ist hierbei, dass der Hund lernt zu unterscheiden, ob er eine Grenze als Leitlinie benutzen soll oder ob er diese gezielt überlaufen soll, egal in welchem Winkel.

Und jetzt drüber oder durch

Es bleiben noch die Hindernisse. Wie schon beschrieben, können diese mannigfaltig sein. Beginnt auch hier mit einfachere Randbedingungen und steigert Euch dann langsam. Und später kommt dann auch das schräge Schicken über die Hindernisse dazu.

Achte hierbei bitte immer auf die Sicherheit Deines Hundes! Abgesehen davon, dass sich Dein Hund böse verletzen könnte, kann es auch sein, dass dabei etwas schief läuft und dadurch komplett verunsichert wird. Das kannst Du mit vorheriger Beurteilung vom Gelände und gesundem Menschenverstand vermeiden.

Bei Baumstämmen können herausstehende Äste zu bösen Verletzungen führen. Wenn Du keine Möglichkeit hast diese zu entfernen, dann suche einen anderen. Achte auch darauf, ob der Baum nicht zu hoch liegt, damit es keine Probleme beim Sprung gibt. Wenn es feucht ist können Baumstämme oder Mauern sehr rutschig sein, achte darauf. Stelle bei Zäunen sicher, dass sich der Hund nicht aufspießen (Holz-/Metallzaun) oder verheddern (Weidezaun) kann. Wenn Du einen Weidezaun nicht selbst aufgestellt hast, prüfe, ob dieser unter Strom steht. Prüfe bei Gräben und Bächen wie tief sie sind. Wie sind Ein- und Ausstieg? Ist der Untergrund trittsicher?

Fazit und Tipps

Geländeübergänge sind nur ein kleiner Teil des Dummytrainings und oft wird dieser Teil unterschätzt. Gerade wenn Du mit dem Dummytraining startest und/oder Dein Hund noch sehr jung ist, solltest Du das auch gezielt trainieren. Wie am Beispiel weiter oben beschrieben, kann einem hier das mangelnde Training sogar einen Workingtest verhageln. Das kann man mit ein paar recht einfachen Trainingseinheiten vermeiden. Und nach einiger Zeit, gehört das zum Trainingsalltag und lässt sich problemlos in andere Aufgaben einbinden.

Natürlich wird nicht immer alles glatt laufen und dabei könnten Dir diese Tipps weiterhelfen:

❗️ Gerade Hindernisse bergen eine größere Verletzungsgefahr. Prüfe das Gelände und vermeide unnötige Gefahren. Auch Dummyarbeit ist kein Ponyhof aber ich muss meinen Hund nicht unbedingt ins Verderben rennen lassen!

 

❗️Wenn etwas nicht gut läuft, kann es daran liegen, dass es noch zu schwer ist. Gehe einen Schritt zurück und trainiere wieder einfacher. Das gibt dem Hund Selbstvertrauen und festigt bereits gelernte Dinge.

 

❗️Zeigt Dein Hund bei Geländeübergängen Unsicherheiten, pusche ihn. Wenn Du ihn mit „Voran“ schickst, pusche ihn mit „Voran“ kurz vor einem Übergang. Das kann auch bei einem Hindernis sein oder vielleicht willst Du für Sprünge auch ein anderes Markerwort nehmen.

Ich hoffe, dass Dir meine Artikel und meine Tipps beim Training von Geländerübergängen weiterhelfen. Gerne kannst Du mir hier oder auf meinen andere Plattformen Deine Erfolge mitteilen oder auch Fragen dazu stellen. Bis dahin …

 

Trainiere konsequent, bleib fair zu Deinem Hund.

Dein Dummywerfer

 

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