Location, Location, Location

IMG_1611Bei einem Workingtest habe ich eine Aufgabe kennengelernt, die auf den ersten Blick recht simpel aufgebaut war. Die Aufgabenstellung war dem A-Niveau angemessen und durchaus lösbar. Die Tücken jedoch lagen dabei im Gelände. Größte Schwierigkeit war ein Geländeübergang, der überwunden werden musste.

Die Aufgabe fand in einem Waldgebiet mit lockerem Baumbewuchs und Bodenlaub statt. Der Wind war mäßig und an der Fallstelle eher gering. Es war trocken, mit etwas Morgenfeuchtigkeit und bei einer Temperatur von ca. 12 Grad. Hier konnte ich alle 16 Gespanne der Gruppe beobachten.

Die Aufgabe

Absitz auf einem Waldweg mit Blick in den Wald. Die Lauffläche war mit Laub bedeckt und mittig befand sich ein kleiner Haufen mit Totholz, der problemlos übersprungen oder umlaufen werden konnte. Nach hinten war das Gebiet begrenzt durch lockeren Jungbaumbewuchs. Entfernung zum Dummy ca. 50 Meter.

Bei freiem Absitz erfolgte ein kleines Treiben durch zwei Helfer quer zum Gespann, entlang des Jungbaumbewuchses. Dann Schuss und gut sichtbar in hohem Bogen mittig zur Lauffläche, jedoch nach hinten in den Jungbaumbewuchs hinein die Markierung. Die Helfer gingen weiter außer Sicht, dann konnte der Hund gesendet werden.

Steadiness und Basics

So ein kleines Treiben mit zwei Helfern, die Entengeräusche von sich geben und dabei laut durchs Laub stapfen bringen so einen Hund schon in Wallung. Dann fällt noch ein Schuss, die Markierung fliegt und trotzdem heißt es noch warten, bis die Helfer außer Sicht sind.

Fast alle Hunde hatten eine gute Standruhe. Einige jedoch haben merklich gezuckt beim Schuss und das Sitzenbleiben fiel ihnen schwer. Bei einem Hund führte leises Fiepen (was ich in wenigen Metern Entfernung gar nicht mitbekommen hatte) sogar zu einer Nullrunde.

Die Grundstellung wurde von den meisten Gespannen recht schlampig ausgeführt. Viele Hunde setzten sich bereits schräg nach links mit Sicht zu den Helfern und nicht gerade neben den Hundeführer ausgerichtet mit Sicht zur Laufstrecke. Beim Start ging zwar kein Hund schief, jedoch wirkte sich das am Geländeübergang negativ aus.

Senden und Hereinkommen

Auf dem Weg zur Markierung war ein kleiner Haufen Totholz platziert. Die meisten Hunde umliefen ihn, jedoch noch innerhalb der Lauffläche. Der Rest wich so weit von der geraden Linie ab, um den Haufen problemlos überspringen zu können.

Bei einigen Hunden war schön zu erkennen, dass sie dieses Gelände nicht mochten. Es machte auf mich den Eindruck, als wären das Hunde, die nur Wiesen-Training machen 😉

So ein Verhalten kenne ich auch von Penny, ganz zu Beginn der Dummyarbeit. Da waren knackende Zweige unter den Pfoten noch unheimlich. Also wurde Gelände trainiert: Wiese, Laub, Feld, Acker, Asphalt, Kieselweg, etc. Mittlerweile macht sich Penny keine Gedanken mehr um das Gelände und geht einfach. Da bleibt mehr Konzentration für den eigentlichen Retrieve übrig.

Geländeübergang

Die Markierung war in einen lockeren Jungbaumbewuchs gefallen. Der Hund musste also genau da rein. Nur zwei Hunde hatten das begriffen und haben den Geländeübergang geradewegs gemeistert. Einige wenige Hunde gingen bis zum Geländeübergang und suchten dann links und rechts in gerader Linie zum Bewuchs. Nach kurzer Suche begriffen sie, dass das Dummy in den Bewuchs gefallen sein musste. Die meisten Hunde allerdings, blieben lange Zeit vor dem Bewuchs hängen und dehnten die Suche zu weitläufig aus, ob davor oder irgendwann dann doch innerhalb des Bewuchses. Einige davon ließen sich auch nur mit Mühe und Einweisen in den Bewuchs schicken.

Und hier rächte sich meiner Meinung nach die Schlampigkeit bei der Grundposition. Die beim Start schief nach links sitzenden Hunde dehnten nämlich allesamt ihre Suche zunächst weit nach links aus. Und zwar bis zu der Stelle, an der die Helfer mit ihrem Treiben gestartet waren und auf die sie beim Mark ausgerichtet waren. Schließlich muss die Stelle ja wichtig sein, „wenn mich mein Hundeführer in diese Richtung setzt.“ 😉  Für mich ein weiterer Grund peinlich genau auf die Grundstellung zu achten.

Teamgeist

„Lies das Gelände.“, sagt mein Trainer Karel immer. Und recht hat er. Ok, ohne Hund hatte ich viel Zeit zu schauen und konnte mir in Ruhe ein Urteil bilden. Aber mit Erfahrung wird man das irgendwann auch in Sekunden können.

Von keinem Hundeführer hat es im ersten Anlauf Hilfe gegeben. Bei den Hunden, die zuverlässig gehen und auch selbständiges Arbeiten gewohnt sind, kein Problem. Da muss man auch nicht eingreifen.

Spätestens wenn der Hund den Geländeübergang nicht angenommen hat und in die Frei-Verloren-Suche überging, griffen die meisten Hundeführer ein und versuchten mit Einweisen den Hund in den Bewuchs zu bekommen. Einige allerdings waren entweder im Dornröschenschlaf oder in der Schockstarre. Eine Kommunikation mit dem Hund fand nicht, viel zu spät oder mangelhaft statt.

Sehr lustig war die Dame, die zwar immer ihre Hand zum Einweisen ausstreckte, jedoch ohne Ton oder vorangehenden Stopp-Pfiff. Der Hund war allerdings in der Suche und hatte keinerlei Augen für seinen Hundeführer. So sah es aus, als ob der Hund einen Ausflug macht und Frauchen ihren Namen tanzt. Irgendwann zufällig im Bewuchs angekommen gab es den Suchenpfiff. Offensichtlich überhaupt nicht darauf konditioniert, machte er weiter sein Ding und brachte dann das zufällig gefundene Dummy mit. Noch lustiger, dass dieser Hund einen Preis für den besten Style bekommen hat. ???

Wie hätte ich’s gemacht?

Da Penny mittlerweile viele Geländeformen kennt und den Wald liebt, hätte ich mir um das Gelände keine Sorgen gemacht. Als erste Hürde hatte ich das Totholz erkannt. Tief genug zum Überspringen, wäre das kein Sorgenfaktor für mich gewesen.

Obwohl sie Geländeübergänge kennt, wäre der Jungbaumbewuchs ein Punkt gewesen, dem ich Aufmerksamkeit geschenkt hätte. Bei vielen Hunden war schon vor dem Bewuchs erkennbar, dass sie nicht rein gehen würden. Warum kam da keine Hilfe? Hier hätte ich Penny mit einem „Voran“ unterstützt. Kaum im Bewuchs angekommen hätte ich den Suchpfiff gegeben.

Wozu? Ist doch eine Markierung! Der Hund hat es doch gesehen! Haben sich wahrscheinlich auch viele Hundeführer gedacht. Von den 16 Gespannen die ich gesehen habe, sind aber über 2/3 in die Frei-Verloren-Suche übergegangen und nur 2 zuverlässig in den Bewuchs hinein.

Also andersherum gefragt: Warum nicht helfen? Punktabzug für „Voran“ und Suchenpfiff. Kann ich mit leben. Besser als ein Nuller fürs nicht finden oder noch mehr Punktabzug, weil der Hund großflächig sucht, jede Menge Einweise-Kommandos bekommt und dann gefühlt eine Ewigkeit braucht.

In dem Moment hätte ich vielleicht auch zu spät reagiert. Aber spätestens jetzt, nachdem ich das für mich als Trockenübung gesehen habe, weiß ich, dass ich kurz vor Geländeübergängen genau auf Penny achten und ihr zeitnah helfen werde.

Fazit

Diese Markierung war nicht trivial. Mit einigen Punkten, die man beachten sollte und trainieren kann, ist diese Aufgabe aber sehr gut zu lösen.

  • Gelände lesen: Lerne das Gelände zu lesen und die möglichen Schwierigkeiten zu erkennen. Damit gibst Du Dir die Möglichkeit Deinem Hund rechtzeitig zu helfen.
  • Gute Grundposition: Der Hund sollte gerade zur Markierung sitzen.
  • Steadiness: Das für mich persönlich wichtigste Basiselement.
  • Gelände annehmen: Hier hilft Erfahrung. Lasst Euren Hund in jedem Gelände bei jeder Witterung Dummies holen.
  • Geländeübergänge: Auch hier hilft Erfahrung. Selbst harter Schlagschatten von der grellen Mittagssonne auf der Wiese stellt für den Hund einen Übergang dar.
  • Teamarbeit: Erkennt, wann Euer Hund Hilfe braucht und gebt sie ihm dann auch.

Ich hoffe, Euch hilft die Aufgabenbeschreibung und meine persönliche Analyse ein wenig. Viel Spaß beim Training 🙂

 

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